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Kreatives Prüfungs-Experiment der RWTH Aachen im Red Dot Design Museum

Wenn angehende Ingenieure der Fahrzeugtechnik etwas über die Arbeit von Fahrzeugdesignern lernen, dann darf die Abschlussprüfung am Ende des Semesters auch schon einmal kreative Formen annehmen, findet Professor Lutz Fügener in seiner Rolle als Gastdozent am Institut für Kraftfahrzeuge ika der RWTH Aachen. Gemeinsam mit Red Dot hat er für seine Lehrveranstaltung ein Prüfungskonzept entwickelt, das den Anforderungen der Prüfungsordnung gerecht wird, gleichzeitig jedoch experimentell und neu ist.

Lernziel: Die Sprache der Designer sprechen 

Lutz Fügener ist als Experte für Mobilitätsdesign langjähriges Mitglied der Jury des Red Dot Awards und wechselte 2021 nach mehr als 20 Jahren als Professor für Transportation Design an der Hochschule Pforzheim an die Hochschule Hof, wo er für den Studiengang „Design & Mobilität“ verantwortlich ist. Zusätzlich unterrichtet er seit Jahren jedes Sommersemester Studierende am renommierten Institut für Kraftfahrzeuge ika der RWTH Aachen in der Lehrveranstaltung „Fahrzeugdesign – Grundlagen und industrielle Praxis“ mit dem Ziel, zukünftigen Ingenieuren der Fahrzeugtechnik die Arbeit von Fahrzeugdesignern näher zu bringen, die „gleiche Sprache zu sprechen“, damit sie später in der Lage sind, konstruktiv und effizient in interdisziplinären Teams mit den Designer zusammenzuarbeiten. Am Ende der Lehrveranstaltung steht normalerweise eine schriftliche Abschlussprüfung – in vollkommen neuer Form wurde diese 2023 bereits das zweite Jahr in Folge im Red Dot Design Museum abgehalten.

Die Prüfung – Betrachten, Skizzieren, Recherchieren, Analysieren und Kommunizieren

Am Prüfungstag selbst reist Professor Fügener mit seinen Studierenden von Aachen nach Essen. Im Red Dot Design Museum  erfahren sie zunächst etwas über den Red Dot Design Award und die Kriterien, die bei der Bewertung guter Gestaltung durch die Wettbewerbsjury angelegt werden – die vier Qualitäten guten Designs. Dann folgt die eigentliche Prüfung, unterteilt in mehrere Schritte: 1. Jeder Studierende sucht sich ein Exponat aus. 2. Von diesem Objekt gilt es, eine Skizze anzufertigen, die seine distinkten Merkmale und Proportionen einfängt. 3. In einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem Produkt sollen dessen Besonderheiten recherchiert  und 4. in Form einer Präsentation zusammengefasst werden. Im nächsten Schritt werden die Skizzen eingesammelt und beim gemeinsamen Gang durchs Museum muss das jeweilige zur Skizze gehörende Objekt von den anderen identifiziert werden, woraufhin der Urheber an Ort und Stelle einen vorbereiteten, ca. 5-minütigen mündlichen Vortrag über das Designprodukt hält. Bei diesem Format lernt selbst der Lehrer viel dazu: „Die Studierenden halten ohne Ausnahme spannende und informative Kurzvorstellungen der von ihnen ausgesuchten Designobjekte und auch mir erschließt sich so die Raffinesse einiger eher unscheinbarer Exemplare – was auch die fachliche Tiefe der Entscheidungen meiner Jury-KollegInnen illustriert und unterstreicht“, so Fügener.

Theorie trifft Praxis „im Auge des Orkans der Designwelt“

So neu und herausfordernd die Prüfungssituation für alle Beteiligten auch war – der Erfolg war durchschlagend: Nicht nur lieferten alle Studierende substanziell hochwertige Vorträge ab und bestanden die Prüfung, sie hatten auch viel Spaß dabei. „Die Veranstaltungen hätten organisatorisch und inhaltlich nicht besser verlaufen können“, resümiert Fügener. „Ziel des Programms war es, den Blickwinkel auf das Thema Design von der Position des Konsumenten auf die des Schaffenden, des professionell Agierenden zu verschieben. Das scheint gelungen – was mich sehr freut.“ Und einer der Prüflinge gab zu Protokoll, das Gefühl gehabt zu haben, im Museum im „Auge des Orkans der Designwelt“ gewesen zu sein. Lutz Fügener selbst denkt bereits über weitere Möglichkeiten nach, das Red Dot Design Museum in seine Lehrveranstaltungen einzubinden.